ADS

Aufmerksamkeits-Defizite bei Kindern und Jugendlichen: Symptome, Ursachen, Diagnose, Behandlung

Grafik zum Thema ADSADS - Krankheit oder Persönlichkeitsmerkmal?

Jedes Kind ist manchmal unruhig, und manche Kinder sind einfach lebhafter als andere. Kinder mit Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS) aber unterscheiden sich von Kindern mit diesen ganz normalen Entwicklungserscheinungen.

Informieren Sie sich hier und lesen Sie auch das fiktive Gespräch zum aktuellen Kenntnisstand.

Auffälligkeiten bei ADS-Kindern:

Aufmerksamkeits- bzw. Konzentrationsschwächen
ADS-Kinder lassen sich beispielsweise in der Schule leicht ablenken. Ihnen fällt es schwer, dem Lehrer längere Zeit zuzuhören und größere Aufgaben ohne Unterstützung zu Ende zu bringen. Auftreten der Probleme: vor allem bei Tätigkeiten, die von anderen vorgegeben werden und die eine geistige Anstrengung beinhalten. Kaum Auffälligkeiten dagegen bei selbstbestimmten Tätigkeiten (Spielen mit Lego, Nintendo etc.).

Impulsives Verhalten
Die Kinder neigen dazu, plötzlich und ohne Überlegung zu handeln. Sie sind kaum in der Lage, Bedürfnisse aufzuschieben und abzuwarten, bis sie an der Reihe sind. Anzeichen: ständiges Dazwischenrufen in der Schule, Vordrängeln im Spiel, geringe Frustrationstoleranz.

Körperliche Unruhe (Hyperaktivität)
Vor allem im Kindergarten- und Grundschulalter fallen diese Kinder auf: durch starke Ruhelosigkeit und häufiges Zappeln. Es fällt ihnen schwer, ruhig zu spielen. Im Unterricht oder im Spielkreis stehen sie ständig auf. Ihre Unruhe scheint durch Aufforderungen und Regeln nicht dauerhaft beeinflussbar zu sein. Mit zunehmendem Alter aber nimmt diese motorische Unruhe ab.

Auffälligkeiten in ein oder zwei der beiden ersten Bereiche, ohne motorische Unruhe: Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS).
Diese Kinder fallen häufig zunächst kaum auf, da sie z. B. den Unterricht nicht aktiv stören, sondern eher in sich gekehrt sind und "vor sich hin träumen".

Auffälligkeiten in allen drei Bereichen: Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom mit Hyperaktivität (ADHS).
Beziehungsweise: Hyperkinetisches Syndrom (HKS). Diese Kinder fallen aufgrund ihrer Unruhe häufig bereits im Kleinkindalter auf.

Neben diesen Hauptproblembereichen kann es Probleme in weiteren Bereichen geben:
z. B. starke Stimmungsschwankungen, Schulleistungsprobleme (insbesondere Lese-Rechtschreibschwächen), starkes Trotzverhalten, geringes Selbstwertgefühl, Erziehungsprobleme etc.
Die Probleme eines Kindes mit ADS können mehr oder weniger stark ausgeprägt sein. Je leichter die Beeinträchtigung ist, desto eher wird man von einer Persönlichkeitseigenschaft sprechen - und nicht von einer Störung oder gar Krankheit. Mittlere und schwerere Ausprägungen aber können die gesamte soziale und emotionale Entwicklung des Kindes gefährden und zu erheblichen Problemen führen, so dass eine adäquate Behandlung erfolgen sollte.

Ursachen von Aufmerksamkeitsstörungen

Die Wissenschaftler sind sich heute darüber einig, dass ADS hauptsächlich hirnphysiologische Ursachen hat. Vermutlich handelt es sich um eine Fehlregulation der Neurotransmitter im Gehirn, also der Botenstoffe, die maßgeblich an der Weiterleitung von Signalen zwischen den Nervenzellen beteiligt sind. Folge: die Kinder können Reize aus der Umgebung nicht ausreichend filtern und sich selbst so nicht angemessen steuern.

Neben dieser körperlichen Ausgangssituation spielt aber auch die Umgebung des Kindes eine Rolle. In einer sehr strukturierten Umwelt mit klaren Regeln und Grenzsetzungen fällt es den Kindern sehr viel leichter, sich angemessen zu verhalten. Dagegen kann eine unstrukturierte Umgebung und eine inkonsequente Erziehung die Probleme verschlimmern.

Wie kann man ADS feststellen?

ADS bzw. eine Aufmerksamkeitsstörung kann leider nicht mit einem bestimmten Test und auch nicht mit einer Untersuchung des Gehirns festgestellt werden. Dafür bedarf es vielmehr der Einholung und Auswertung verschiedener Informationen, anhand derer dann eine erfahrene Fachkraft die Diagnose ADS oder ADHS stellen kann:

  • Beobachtung des Kindes in verschiedenen Situationen (z. B. bei der Bearbeitung verschiedener Aufgaben, im Gespräch, beim Spiel, in einer Gruppe mit anderen Kindern)
  • Interpretation von Testergebnissen (z. B. Konzentrations-, Intelligenz-, Wahrnehmungs-, Schulleistungs-Tests)
  • Befragung der Eltern und gegebenenfalls der Lehrer bzw. Erzieher
  • Ausschluss alternativer Ursachen (z. B. unruhiges, unkonzentriertes Verhalten aufgrund emotionaler Probleme, infolge von Traumata etc.)

Vorgehensweise:
Zunächst besprechen Sie die Probleme Ihres Kindes mit dem Arzt. Und anschließend vereinbaren Sie einige Termine zur Diagnostik, bei denen erfahrene Psychologen die notwendigen Testverfahren und Verhaltensbeobachtungen mit ihrem Kind durchführen werden. Diese Termine finden zunächst mit Ihrem Kind einzeln statt, bei Bedarf später auch in einer Kindergruppe. Sämtliche Ergebnisse der Diagnostik werden Ihnen dann in einem Befundgespräch ausführlich erläutert.

 

Behandlungsmöglichkeiten bei ADS

Die Art der Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Auffälligkeiten und den betroffenen Lebensbereichen.

Leichte ADS-Ausprägung
Vorhandensein von nur wenigen Symptomen, die zudem den Lebensalltag nicht wesentlich beeinflussen. In diesem Fall reicht in der Regel eine kurze Beratung der Eltern zum Umgang mit den Persönlichkeitsmerkmalen ihres Kindes aus.

Mittlere ADS-Ausprägung
Hier sollte zunächst eine verhaltenstherapeutische Behandlung des Kindes sowie eine Beratung der Eltern erfolgen. Dabei kann es sich je nach Problemschwerpunkt um Selbstinstruktions-, Konzentrations-, soziales Kompetenz- oder Entspannungstraining handeln. Die Behandlung kann einzeln oder in Gruppen durchgeführt werden.

Schwere ADS-Ausprägung
Bei schwerer Ausprägung der Symptome (oder wenn die alleinige verhaltenstherapeutische Behandlung im Verhalten des Kindes nicht ausreichend ist und bei großen Beeinträchtigungen im Lebensalltag) wird eine medikamentöse Therapie empfohlen. Die Medikamente greifen regulierend in den Hirnstoffwechsel ein. Entgegen häufiger Vorurteile wirkt das Medikament nicht dämpfend, sondern stimulierend. Im Verhalten des Kindes zeigt sich dies durch eine verbesserte Aufmerksamkeit und Verminderung der motorischen Unruhe.

Ferner kann es nötig sein, zusätzliche funktionelle Therapien bei Problemen in bestimmten Bereichen durchzuführen: z. B. Ergotherapie, Lese-Rechtschreibtherapie, Dyskalkulietherapie.

Wir empfehlen allen Eltern, sich möglichst umfassend über das Thema ADS zu informieren. Beachten Sie dazu bitte auch unsere Literaturhinweise und unsere Link-Tipps.

Oder wenden sie sich an eine Selbsthilfegruppe.