Ängste

Angst macht Angst macht Angst ...

Bild zum Thema ÄngsteWas ist los mit meinem Kind?

Kindliche Ängste treten oft recht plötzlich und unvermittelt auf und führen zu großer Besorgnis in der ganzen Familie.
Warum, fragen sich die Eltern, kann unser Kind auf einmal nicht mehr in seinem Bett und in seinem Zimmer schlafen? Warum wacht es plötzlich nachts auf und berichtet von quälenden Albträumen? Warum fürchtet das Kind, an einer unheilbaren Erkrankung zu leiden? Warum kann es nicht mehr alleine zu Hause bleiben, wenn die Mutter eine kleine Besorgung machen will? Warum versagen die familiären Rituale zur Beruhigung? Warum nützt es so wenig, dem Kind ganz genau und immer wieder zu erklären, dass es sich nicht fürchten muss, weil die Eltern doch da sind?

Das Erbe der Urmenschen

Um diese Fragen beantworten zu können, lassen Sie sich zunächst dazu ermutigen, einige vernünftige Vorüberlegungen anzustellen. Die Fähigkeit Angst zu empfinden war in der Entwicklungsgeschichte des Menschen ein großer Evolutionsvorteil gegenüber den Tieren. Denn Angst führt zu Vorsicht. Und unsere Vorfahren taten gut daran, vorsichtig zu sein, weil sie bei einer ganzen Reihe von in der Umgebung lebenden Tieren und benachbarten Stämmen auf dem Speisezettel standen.
Es war eben nicht sinnvoll, einfach in eine enge, unbekannte Höhle zu kriechen. Denn wenn dort etwa bereits eine Bärenfamilie lebte, konnte es passieren, dass man unverhofft deren Abendessen wurde. Schon war die Klaustrophobie geboren ­ die Angst vor dem Aufenthalt in geschlossenen Räumen.

Auch war es keine gute Idee, einfach aus dem Wald heraus zu treten und die freie Fläche einer Steppe zu überqueren. Gegen Kraft, Geschwindigkeit und Rudeljagdinstinkt der Säbelzahntiger hatten unsere schmächtigen Vorfahren keine Chance. Deshalb geht auch heute noch niemand beim Schützenfest diagonal über die leere Tanzfläche im Saal, sondern hält sich schön am Rand. Die Agoraphobie, die Platzangst, war geboren.

Wunderbar dargestellt hat diese Verhältnisse Jean-Jacques Annaud in seinem Film "Am Anfang war das Feuer". So sehen wir in der ersten Szene eine Urmenschengruppe beim Schlaf in der nächtlichen Höhle. Niemand hat sich zurückgezogen, alle schlafen auf engem Raum zusammengedrängt. Und die Kinder liegen zwischen den Erwachsenen, weil sie bei feindlichen Angriffen den höchsten Schutzbedarf hatten.

Ähnlich verhielt es sich übrigens bis in die jüngste Vergangenheit - die Einrichtung eines eigenen Kinderzimmers mit eigenem Bett ist erst eine Errungenschaft der Nachkriegszeit. Früher haben die Menschen viel enger zusammen gelebt und dies hat sich sicherlich entängstigend ausgewirkt.

 

Ängste: alles unter Kontrolle?

Lassen Sie sich nun zu einer weiteren vernünftigen Überlegung verleiten. Wir Erwachsenen kennen all die schrecklichen Dinge, die unser Leben begleiten: Tod, Krankheit, Verkehrsunfälle, fiese Nachbarn, Elternsprechtage und Elternabende (immer viel zu lang!), Kriege und und und ...

Trotzdem leben die meisten Menschen relativ angstfrei und ohne Einschränkung ihrer sozialen Handlungsfähigkeit. Der Grund ist: sie haben es gelernt, zu verdrängen. Um es etwas drastischer zu formulieren: wir wissen, was alles schief gehen kann, aber wir setzen uns mit dem Hintern drauf.

Eben diese Fähigkeit ist bei manchen Kindern unterentwickelt. Anders ausgedrückt: das Wissen des Kindes um alles was schief gehen kann ist wesentlich weiter entwickelt, als seine Fähigkeit, diese Inhalte zu verdrängen. Dabei sind hoch begabte Kinder besonders gefährdet.

Professionelle Hilfe bei kindlichen Ängsten

Wenn jetzt auch der familiäre Rest hoch alarmiert reagiert und den Ängsten des Kindes die maximale Aufmerksamkeit schenkt, verstärkt diese Aufmerksamkeit der Familie die Ängste des Kindes.

AngstGenau an diesem Punkt ist es höchste Zeit, dass Sie sich professionelle Hilfe holen, und dass Sie Ihre Sorgen an Fachleute delegieren, die das Kind und gleichzeitig Sie als Eltern kompetent unterstützen. Denn wenn es eine Situation gibt, in der die Familie bei der Behebung eines psychischen Problems bei Kindern ungewollt Fehler machen können, dann vor allem im Umgang mit kindlichen Ängsten!

Einen Sonderfall stellt die Schulphobie dar. Dabei versucht das Kind, den Schulbesuch zu vermeiden, es mag das Elternhaus nicht verlassen. Unterschiedliche "psycho"-somatische Beschwerden verleiten häufig Eltern und auch Lehrer dazu, das Kind vom Schulbesuch freizustellen. Hier beginnt der Teufelskreis. Den es gilt zu durchbrechen.

Jeder Tag, den das Kind ohne triftigen Grund die Schule nicht besuchen muss, chronifiziert, trägt also zur Verschlimmerung der Problematik bei, so dass bald ambulante Hilfe nicht mehr ausreicht, um die Störung zu beheben. Ein Kind, das mehrere Tage im Schuljahr die Schule ohne zwingenden Grund nicht besucht, muss kinderpsychiatrisch untersucht werden!

Kindliche Ängste: Informieren Sie sich! Beachten Sie bitte auch unsere Literaturhinweise.