Dyskalkulie

Legasthenie beim Rechnen: Dyskalkulie

Bild zum Thema DyskalkulieKeine Frage mangelnder Intelligenz

Legasthenie beim Rechnen - hinter diesem nicht ganz ernst gemeinten Titel verbirgt sich ein Schulproblem, das erst in den letzten Jahren größere Beachtung gefunden hat.

Genauso wie manche intelligente Kinder trotz intensiver Bemühungen die korrekte deutsche Rechtschreibung nicht erlernen, gibt es normal intelligente Schüler, die ein isoliertes Mathematikproblem haben. Schon in den ersten Grundschuljahren fällt auf, dass sie zwar mit Zahlen umgehen können, aber das Grundprinzip des Zahlenraums bis Hundert und den Zehnerübergang nicht wirklich begriffen haben.

Das Wesen der Dyskalkulie

Frühe Anzeichen sind beispielsweise, dass es dem Kind schwer fällt, sich zu merken (man kann auch sagen: zu sehen), wie die Zahlen zerfallen: 8 in 1 + 7, 2 + 6, 3 + 5, 4 + 4, 5 + 3, 6 + 2, 7 + 1. Während normal entwickelte Kinder schnell sagen können, dass 4 + 8 = 4 + 6 (+ 2) = 12 ist, müssen Dyskalkulie-Kinder mühsam zählen, meist unter Zuhilfenahme der Finger, - was in unserem Beispiel schon seine Grenzen findet. So wundert es auch nicht, dass dann bei 4 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1 + 1 = 12 die Gefahr des Verzählens nahe liegt und häufig so genannte "Fehler um Eins" vorkommen.

Der schwere häusliche Hausaufgabenhilfe-Notstand bricht aus, wenn Sie als Mutter oder Vater vom Kind hören, dass 23 -17 dann 14 ergeben soll. Wenn Sie Glück haben, bekommen Sie heraus, dass das Kind wie folgt "gerechnet" hat: 20 -10 = 10, also es bleiben 10 übrig. 3 und 7 abgezogen macht 4 (weil 7 - 3 eben 4 ergibt, das Kind ignoriert die Reihenfolge der Zahlen einfach). So ist 14 ein durchaus nahe liegendes Ergebnis (gemeinerweise führt die gleiche Methode bei 28 - 14 = 14 zu einem korrekten Ergebnis).

Sie sagen als Erwachsener natürlich: "Na toll, wenn ich von 23 Euro 17 ausgebe und 14 Euro übrig behalte, wäre das klasse". Aber diese uns in Fleisch und Blut übergegangene Plausibilitäts-Überprüfung nimmt das Kind nicht vor. Es verbindet mit der Zahl keinen konkreten Wert und bringt auch locker folgendes hin: Wieviel plus 4 ist 8? (also eine typische Ergänzungsaufgabe) "? + 4 = 8 scheint wohl eine Plus-Aufgabe zu sein", denkt das Kind. Und es schreibt auf: "12 + 4 = 8". Dabei hat es keinerlei Hemmungen, dieses Ergebnis als richtig zu akzeptieren, weil es sowohl die Bedeutung der Rechenzeichen als auch wieder die Bedeutung einer Reihenfolge nicht beachtet oder verstanden hat.

Was tun?

Über die Ursachen der Dyskalkulie ist wenig bekannt. Es ist jedoch offensichtlich, dass bei dieser Problematik eine frühe Diagnose und eine gezielte Therapie für einen weiteren erfolgreichen Schulbesuch unerlässlich sind. Da kaum normierte Testverfahren zur Verfügung stehen, bedarf es zudem viel Erfahrung und Sensibilität auf Seiten des Unterrichters.

Eine Therapie verspricht in erster Linie dahin gehenden Erfolg, die individuellen fehlerhaften Rechenstrukturen des Kindes aufzudecken und durch eine korrekte Vorgehensweise zu ersetzen. Viel Wert muss auch auf den Aufbau von Selbstbewusstsein und Motivation gelegt werden. In der Praxis wird die Diagnostik und die differential diagnostische Abklärung im Abgleich zu verwandten Krankheitsbildern vorgenommen.

Gutachten zur Kostenerstattung durch das Jugendamt können bei Vorliegen der jeweiligen Voraussetzungen erstellt werden.

Zu weiter führenden Informationen über das Thema Dyskalkulie beachten Sie bitte auch unsere Literaturhinweise und unsere Link-Tipps.