LRS

Erkennen und behandeln: Lese-Rechtschreib-Probleme

Bild zum Thema LRSDas Wort als Bild im Kopf

Die Lese-Rechtschreib-Störung (LRS) ist eine der häufigsten Entwicklungsstörungen bei Kindern und Jugendlichen. Trotz ausreichender schulischer Unterrichtung und auch bei normalen kognitiven Fähigkeiten ist bei den Betroffenen die Lese- und Rechtschreibfähigkeit derart eingeschränkt, dass sie Probleme damit haben, auch einfache Wörter zu schreiben und/oder zu lesen.

Wahrnehmung und Verarbeitung visueller Information

Die meisten Menschen haben die korrekte Schreibweise eines Wortes als Bild in ihrem Gehirn gespeichert. Man kann dies als Wortbildspeicher bezeichnen.

Viele Zeitgenossen benutzen bei Unklarheiten in der Rechtschreibung das Vorgehen, ein Wort auf verschiedene mögliche Weisen aufzuschreiben und entscheiden sich dann für die "schönere" Version. Nur wenige Erwachsene nutzen Ableitungsregeln oder schauen im Duden nach.

Das Wort "Bestellung" sieht als "Bestelung" einfach irgendwie ungut aus. "Vogel" als "Fogel" verschriftet ruft Widerwillen hervor.
Übrigens macht auch der "Tipp" in der Zeitung Probleme, weil wir eigentlich an "Tip" gewöhnt sind und der Umorganisationsprozess des Wortbildspeichers noch nicht abgeschlossen ist, auch wenn uns unser Verstand sagt, daß hier (also: dass hier) die Rechtschreibreform am Werke war.

Was macht nun ein Kind, dessen Wortbildspeicher sich nicht weiterentwickelt? Es wird so schreiben, wie es die Worte hört. Aus "Sprachbuch" wird "Schbrachbuch", aus "Quark" wird "Kwag", aus "dreckig" wird "drekich". Da es im Deutschen zu einem Laut mehrere Arten gibt ihn zu verschriften, muss das Kind zwangsläufig Fehler machen. "Fisch", "Vogel", "Pfirsich" und "Physik" klingen am Anfang alle gleich. Probieren Sie es aus, indem Sie die Worte laut vorlesen!

Bei dem Versuch, die richtige Schreibweise eines Wortes herauszuhören, gerät das Kind in eine fatale Falle. Es häufen sich die Rechtschreibfehler bis hin zu mehrfacher und unterschiedlicher Falschschreibung ein und des selben Wortes innerhalb eines Textes. Folge: zunehmende Versagenserlebnisse auch in anderen Schulleistungsbereichen bis hin zu globalem Schulversagen.
Bei den meisten rechtschreibschwachen Kindern ist die Verarbeitung akustischer Informationen der Wörter übrigens nicht gestört.

Was tun bei Verdacht auf LRS?

Grundsätzlich gilt: je früher die Lese-Rechtschreibschwäche eines Kindes als Entwicklungsstörung erkannt wird, desto eher kann ihm geholfen werden und desto leichter ist es, eventuelle Folgeprobleme in der Schule und im späteren Berufsleben zu vermeiden bzw. zu minimieren.

Dabei ist es nicht immer ganz einfach, LRS tatsächlich als LRS zu erkennen. Oft deuten neben Leistungsproblemen in der Schule Verhaltensstörungen darauf hin, die der Laie zunächst falsch einordnet: häufiges "Herumkaspern", Aggressivität, emotionale Probleme wie unmotivierte Traurigkeit, allgemeine Angst vor der Schule oder Bauch- bzw. Kopfschmerzen vor Klassenarbeiten.

Der Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie hat hier weit reichende Möglichkeiten der Diagnostik - gemeinsam mit Psychologen und unter Einbeziehung von Informationen aus dem familiären und schulischen Umfeld. Mit Hilfe eines standardisierten Verfahrens zur LRS-Früherkennung ist es dabei auch möglich, bereits Risikokinder im Vorschulalter zu erkennen und so schon frühzeitig eine Förderung in Betracht zu ziehen.

Die Behandlung und Förderung lese-rechtschreibschwacher Kinder

Für eine erfolgversprechende Förderung lese-rechtschreibschwacher Kinder hat es sich als sinnvoll erwiesen, auf pädagogischer, psychologischer und medizinischer Ebene gleichzeitig und gemeinsam vorzugehen. Das heißt: Elternhaus, Schule und Arzt sind gleichermaßen gefordert.

Die Formen der Förderung lassen sich grob in drei Teilbereiche untergliedern:

  • Training der visuellen Wahrnehmungsfunktion (spielerische Förderung nichtsprachlicher Wahrnehmung)
  • Förderung von Teilprozessen des Lesens und Schreibens (Analyse und Synthese von Wörtern und Lauten, Silbengliederung, Lautgedächtnis, Buchstaben-Laut-Zuordnung, Übungen zur Wortlesefähigkeit u.a.)
  • Förderung und Verbesserung der orthographischen Fähigkeiten (regelgeleitete Rechtschreibförderung)

Informieren Sie sich über das Thema LRS. Beachten Sie dazu bitte auch unsere Literaturhinweise und unsere Link-Tipps.